Karlheinz Pflug Dipl. Wirtsch.-Ing. Verhandlungen im Verkauf, Vertrieb, Marketing, Projektmanagement
Lexikon-Inhalt ;: Technischer Vertrieb Coaching & Training +#
Der Vertriebsplan oder Forecast ist Teil der Unternehmensplanung und wird im Vertrieb für die Planung der Vertriebsziele verwendet.
Forcast ist also eine Planung, eine Prognose.
Unter Prognosen versteht man die Bestimmung zukünftiger Ereignisse durch die Analyse von Ereignissen in der Vergangenheit und von aktuellen Ereignissen. Sie ist ein Planungsinstrument, das Geschäftsleuten hilft, mit der Ungewissheit zurechtzukommen, was eintreten wird und was nicht. Prognosen stützen sich auf vergangene und aktuelle Daten sowie auf die Analyse von Trends.
Die Unternehmensleitung, Regierungsstellen, Wirtschaftswissenschaftler und Investoren nutzen Prognosen, um zu entscheiden, wie sie ihre Ressourcen einsetzen und Berichte erstellen sollen. Sie nutzen sie auch, um voraussichtliche Ausgaben zu planen.
Die vbertriebsplanung basiert hauptsächlich auf der prognostizierten Nachfrage nach ihren Waren oder Dienstleistungen sowie den zu erzeilenden Preisen.
Einer meiner Vorgesetzen zu Beginn meiner Vertriebszeit erklärte es so:
Es gibt die Lüge
Es gibt die ganz unverschämte Lüge
und es gibt den Forecast.
Der Forecast wurde dementsprechend wenig ernst genommen. Bedenken Sie jedoch, dass bei vielen Unternehmen die Vertiebsplanung ein Teil der Finazplanung ist und damit aufzeigt was im nächsten Quartal oder nächsten Jahr an finanziellem Spielraum besteht für Werbung, zusätzliche Mitarbeiter oder Expansion.
Forecast (=Prognose) deshalb, da aus vergangenheitsbezogenen Daten die voraussichtlichen Entwicklungen abgeleitet werden. Dies kann pro Kunde, nach Vertriebsgebieten nach Produktgruppen oder pro Vertriebsmitarbeiter erfolgen.
Diese Prognose wird dann auf unterschiedlichste Art und Weise dargestellt, wie z.B. erwartetes Umsatzplus pro Vertriebler, Erlössteigerung pro Produktgruppe, geplante Umsatzsteigerung gesamt und prozentual im Vergleich zu Vormonat oder vorherigem Quartal, etc.
Alljährlich versuchen Sie möglichst genau, mit Ihren Planzahlen in die
Zukunft zu blicken und Ihrem Unternehmen eine Produktions- und
Umsatzplanung zu ermöglichen. Hierzu setzen Sie moderne,
computergestützte Werkzeuge wie Ihr CRM-System ein. Das Sammeln
möglichst großer Datenmengen in diesem System ist jedoch noch keine
Garantie für ein zuverlässiges Ergebnis.
Selbstverständlich ist, dass alle Vertriebsbeauftragte das CRM System
mit realistischen Informationen füttern. Und selbstverständlich sollten
die Schnittstelle zum ERP-System (Unternehmenssoftware) und zur
Produktionsplanungs-Software weitere Daten liefern. Von hier aus fließen
Umsatztendenzen, Reklamationsquote, Zahlungsmoral ebenso in die
Betrachtungen mit ein wie Veränderungen im vom Kunden abgenommenen
Produktspektrum.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bei regelmäßig kaufenden Kunden so
eine Planungssicherheit von +/- 5% möglich ist. Dies ist zur stabilen
Auslastung der Produktionskapazität allerdings auch erforderlich.
Bei diesen Kunden wird für jeden ein Realistischer Forecast geschätzt
und beispielsweise im Jahresendgespräch mit jedem einzelnen Kunden
abgestimmt. Auch der Kunde muss diesen Forecast für realisierbar halten
– und noch besser sich dazu verpflichten.
Die erreichten Umsätze weichen im Projektgeschäft oft jedoch deutlich von
den Vorhersagen, den
Zielvereinbarungen ab.
Weichen Sie nach unten ab, gefährdet dies die Umsatz- und
Ertragsentwicklung.
Kommen mehr Aufträge herein als geplant bedeutet dies zumindest
Überstunden (hoffentlich in der
Kalkulation berücksichtigt) oder auch
längere Lieferzeiten was zum Unmut der Kunden führen kann.
Ein guter Forecast ist eine Hilfe zur Kurskorrektur, wie ein Kompass.
Mit Hilfe der Vertriebsplanung wissen Sie nicht nur, zu welchem
Umsatzziel Sie wollen, Sie entdecken auch schnell, wann Sie vom Kurs
abweichen. Wenn Sie Ihr Jahresziel durch die Anzahl der Arbeitstage
dividieren, wissen Sie genau, wie viel täglich an Umsatz hereinkommen
muss. Für jede Abweichung nach unten müssen Sie sich sofort überlegen,
wie Sie die Differenz wieder wettmachen können. Sollten sich
Abweichungen nach unten kumulieren ist dies nur durch Sonderaktionen,
große Neukunden oder ähnliches wieder aufzuholen.
Die Umsätze, die Sie im Forecast prognostizieren, entstehen durch
Recherche beim Kunden, durch realistische Einschätzung Ihrer Chancen und
Risiken und dem entsprechenden Eintrag im System. Die sich dann
realisierenden Umsätze entstehen ebenfalls durch systematische
Vertriebsarbeit beim Kunden. Deshalb gehört der Vertriebsmitarbeiter mit
möglichst hoher Besuchsfrequenz raus zum Kunden und nicht an einen
Planungsbildschirm. Die Pflege eines CRM-Systems sollte daher möglichst
einfach ach mit einem mobilen PC funktionieren
Im Projektgeschäft funktioniert die Navigation nicht ganz so einfach. Da
Aufträge weder ganz regelmäßig, noch kontinuierlich kommen gleich die
Navigation einem Segeltörn gegen hohe Wellen. Die Auftrags- und
Umsatzentwicklung gleicht eher einer Achterbahn.
Selbstverständlich ist es auch hier wichtig, dass Sie langfristig „auf
Kurs“ bleiben. Im Projektgeschäft ist es besonders wichtig, dass Sie zu
sich ehrlich sind und Projekte deren Auftragswahrscheinlichkeit Sie
selbst mit weniger als 50% einschätzen aus der Planung herausnehmen.
Bleiben Sie bei diesen Projekten nur dann am Ball, wenn andere Projekte
mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht darunter leiden. Bedenken Sie: Je
eher Sie sicher sind, dass Sie bei einem Projekt NICHT zum Zug kommen,
desto eher können Sie sich auf andere Kunden und neue Projekte
konzentrieren. Wenn Sie nicht an den Auftrag glauben, wie wollen Sie
dann den Kunden dazu bewegen daran zu glauben und mit Ihnen zusammen zu
arbeiten?
Wenn nicht genügend realistisch einzuplanende Projekte vorhanden sind,
so muss der Forecast dies auch widerspiegeln, sonst taugt er nicht als
Kontrollinstrument. Sie müssen bei solchen Problemen rechtzeitig auf die
„Jagd“ nach Ersatzprojekten, u.U. auch kleinerer Art und mit weniger
Ertragsaussicht gehen. Zumindest dann, wenn von Ihren Aufträgen die
Beschäftigung der Mitarbeiter im unternehmen abhängt.
Ähnlich der Seekarte beim Segeltörn verwenden Sie eine Systematik um zu
erkennen
• mit wem der Verantwortlichen oder der Entscheider hatten Sie
bisher
noch nicht genügend Kontakt?
• wo im Vertriebskreislauf befindet sich das Projekt?
• was wurde bereits erreicht?
• was muss noch von wem getan werden?
• Welches sind die positiven Aspekte?
• Wo könnten noch Hürden sein?
Spätestens vor dem nächsten Vertriebsmeeting sollten Sie die
Einschätzung Ihrer Projekte auch im CRM-System aktualisieren um
eventuell mit Vorgesetzten und Kollegen zusätzliche Maßnahmen
besprechen. Schließlich geht es darum den Forecast mindestens zu
erreichen.
Um eine einheitliche Sprache zu sprechen ist ein standardisiertes
Bewertungssystem mit eindeutigen, klaren Regeln für die Qualifikation
von Projekten für die Wahrscheinlichkeits-Bewertung unverzichtbare
Voraussetzung. Auf Managementebene können nur dann die Einzelforecasts
der Vertriebsbeauftragten sinnvoll zur Gesamtplanung zusammengefasst
werden um die Erreichung des Gesamtforecasts plausibel bewerten zu
können.
Ihnen, dem Vertriebsmitarbeiter hilft die aktive, systematische Arbeit
an den Projekten, die Abschlusswahrscheinlichkeit zu erhöhen und damit
auch die Genauigkeit der Vorhersage zu steigern.
Wichtig ist, dass Sie auch bereits während laufender Projekte weiter
akquirieren bzw. die Projekt-Pipeline füllen. Andernfalls fallen Sie
nach erfolgreichem Projekt in ein „Auftrags-Loch“. Nur ein regelmäßiger
Nachschub neuer, erfolgversprechender und lukrativer Projekte erzeugt
langfristigen Erfolg.
Verabschieden Sie sich davon, neue Projekte zu optimistisch zu
beurteilen, bevor nicht eine gewisse Realisierungswahrscheinlichkeit
eingetreten ist. Blähen Sie Ihren Forecast nicht mit Visionen auf und
freuen Sie sich lieber dann, wenn eine eher unwahrscheinliche Vision
Realität wird.
Fühlen Sie zu Ihrer Sicherheit, um mögliche Chancen nicht zu versäumen
auch bei den unwahrscheinlichen Projekten immer wieder den Puls, ob sich
mehr ergibt, aber legen Sie Ihren Fokus auf die Möglichkeiten die Ihnen
den meisten Erfolg versprechen.
Die Vertriebsplanung oder Forecast ist Teil des
Businessplans.
Siehe auch Nielsengebiet und
Zielvereinbarung
Autor:
© Kh.Pflug (Verkaufstrainer, Berater, Coach, Fachbuchautor, Hochschuldozent)
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