Karlheinz Pflug Dipl. Wirtsch.-Ing. Verhandlungen im Verkauf, Vertrieb, Marketing, Projektmanagement
Lexikon-Inhalt ;: Technischer Vertrieb Coaching & Training +#
Was ist eine Kaufentscheidung?
Kauf- Ent-scheidung
= Entschluss zu etwas und Scheidung vom Geld.
Nach Siegmund Freud
(seit 1920):
Denken, Handeln, Entscheiden , das Verhältnis wie bei einem Eisberg
bewusst ca. 10 % „freies Denken“
ist das, was wir bemerken (über der Wasseroberfläche)
unbewusst / unterbewusst
ca. 90 % (wie bei einem
Eisberg )
Gefühl, Instinkt, Trieb, Erinnerung, Gewohnheiten
Scham, Zurückhaltung, Bescheidenheit,
Anstand, Verbote, Gebote, Regeln,
Moral, Religion, Gesellschaft, Erziehung, (unterhalb der
Wasserlinie, davon merken und sehen wir nichts)
Die meisten Entscheidungen werden „im Bauch“ gefällt
und im Nachhinein logisch begründet.
So die Ansicht von Werbefachleuten seit ca. 1960:
„Durch den Bauch in den Kopf“
Nach aktueller Neuropsychologie ab ca. 2000:
Bei
Entscheidungsprozessen ist bereits ca. 300 Millisekunde vor der Reaktion
im Denkhirn der entsprechende Impuls im Limbischen System
(Gefühlszentrum) messbar. d.h. 100 % aller Entscheidungen werden zuerst
im Limbischen System (Unterbewusstsein / Gefühlszentrum) gefällt und
erst danach mit dem Neocortex (Bewusstsein) begründet.
Erkenntnisse neuester Neuropsychologie
(Gehirnforschung ) Stand ca. 2004:
Ohne Emotionen keine Kaufentscheidung
In unserer Gesellschaft, insbesondere im Geschäftsleben, wird erwartet, dass unsere Entscheidungen rational, vernünftig, systematisch und nachvollziehbar sind. Aus diesem Grund gingen Psychologen und Hirnforscher noch bis etwa 1990 davon aus, dass Entscheidungen im Denkteil unseres Gehirns getroffen werden, im so genannten Neocortex, dem Teil also, der uns von der Tierwelt unterscheidet. Insbesondere im Stirnbereich sitzt das abstrakte, planerische Denken, Mathematik und Geometrie, das was wir Logik nennen.
Etwa seit dem Jahr 2000 wissen wir dank moderner Hirnforschung, dass dieser Gehirnteil gar keine Entscheidungen treffen kann. Bei Entscheidungsprozessen ist bereits 1/3 Sekunde vor der Reaktion im Denkhirn der entsprechende Impuls im Limbischen System des Gehirns messbar. Hier bezieht das Gehirn seine Entscheidungskriterien, zumindest deuten alle bisherigen Untersuchungen darauf hin.
Noch deutlicher:
"Wir haben uns bereits entschieden, bevor wir es in unserem Denkhirn
merken !"
aus „Die große Illusion“ von
Volker Lange (Neuropsychologe)
„Das Gefühl eines willentlichen Entschlusses ist also nicht die Ursache
für eine Handlung, es ist eine Begleiterscheinung, die auftritt, nachdem
das Gehirn seinen Entscheidungsprozess bereits begonnen hat.
Die Entscheidungskriterien bezieht das Gehirn dabei, zumindest deuten
alle bisherigen Untersuchungen darauf hin, aus dem so genannten
limbischen System. Das limbische System ist der Ort der unbewussten
Erfahrungen und der Gefühle. Das Gehirn als System entscheidet also
autonom, es braucht unseren freien Willen nicht.“ . . .
"Wir tun nicht, was wir wollen",
sondern wir wollen, was wir tun!"
so Dr. Wolfgang Prinz, Direktor
am Max - Planck - Institut für Psychologische Forschung in München,
"Das Limbische System benutzt den Verstand um komplexe Situationen
differenziert bewerten zu können, gibt aber nie die Entscheidung ab.
Es überprüft jeweils:
War das gut ?
Hat das Spaß gemacht, Lust bereitet ?
Soll das wiederholt werden ?
Oder war das schlecht, schmerzhaft, mit Misserfolg verbunden ? "
Hirnforscher Dr. Dr. Prof. Gerhard
Roth Bremen
Alle komplizierten Entscheidungen müssen emotional verträglich sein,
zu uns passen.
d.h.
Das Gehirn belohnt sich selbst für Entscheidungen und eben auch
Kaufentscheidungen die gut / positiv
für den Menschen sind, d.h. sein Überleben bzw. das seiner Art
garantieren indem es Dopamin (ein Botenstoff) stärker ins Gehirn einfließen lässt
Dies führt zu einem angenehmen Gefühl, manchmal bis zur Ekstase.
Die Freisetzung des Dopamins ist besonders stark,
wenn das Belohnungssystem unerwartet in Aktion tritt.
Der Clou:
Das Belohnungssystem (=Dopaminfluss) springt
bereits in Erwartung eines zukünftigen Genusses an.
„Motiviert wird man immer dann, wenn etwas klappt. Man kann auch
zeigen, dass unser Gehirn gerade auf die Dinge aus ist, die
funktionieren. Wenn nämlich etwas klappt und vor allem, wenn etwas
besser klappt, als wir zunächst einmal gedacht hatten, dann sind wir
total motiviert, dann machen wir genau das.
Unser Gehirn ist einfach so gestrickt, dass es gar nicht anders kann,
als immer darauf zu achten, was besser klappt, als man dachte. Genau das
lernen wir, darauf springen wir an, das motiviert uns. So eine
"Maschine" haben wir also in unserem Körper bereits eingebaut.“
Prof. Dr. Manfred Spitzer Leiter der psychiatrischen Universitätsklinik
in Ulm
Menschen handeln grundsätzlich aus 2 Hauptmotiven:
•Erlangung von Freude
(Gutes Gefühl durch Erfolg, Anerkennung, Lust...)
•Vermeidung von Leid
(Schmerzen, Tadel, Niederlagen...)
2010 fanden britische Hirnforscher noch genauer heraus, was im Gehirn
beim Treffen einer Entscheidung genau passiert. Sie haben entdeckt, dass
der Botenstoff Dopamin eine Rolle beim Abwägen von Entscheidungen
spielt. Er erzeugt positive Gefühle im Belohnungszentrum. Dopamin wird
freigesetzt, wenn die Entscheidung zu positiven Folgen führt bzw. wenn
positive Folgen absehbar sind (Vorfreude). Die Forscher haben
herausgefunden, dass das menschliche Gehirn die möglichen Ergebnisse
jeder Entscheidungsoption simuliert ohne dass wir davon etwas merken.
Zumindest bei wichtigen Entscheidungen fließen alle Erfahrungen, die der
Entscheider seit dem Mutterleib gemacht hat mit ein und spielen bei der
Bewertung eine Rolle. Das Gehirn spielt unterbewusst und in hoher
Geschwindigkeit dabei durch, welche Emotionen nach einer Entscheidung
aufkommen könnten und wie das persönliche Wohlbefinden dabei wäre. Die
attraktivste Variante erhält dann den Vorrang und das Limbische System
entscheidet entsprechend. Der Eindruck, wir hätten uns logisch und
vernünftig entschieden, ist lediglich eine Begleiterscheinung.
Für eine Kaufentscheidung oder Investitionsentscheidung ist es also nicht nur
wichtig, welchen Wert oder Vorteil ein Produkt oder Leistung tatsächlich
hat, sondern welcher emotionale
Nutzen (Vorfreude) beim Durchspielen
möglicher Entscheidungsvarianten entsteht.
Bei der Wahl des Ehepartners, eines Autos oder einer Urlaubsreise haben
wir dies schon immer geahnt. Ich selbst hatte mich für ein Notebook
entschieden wegen seiner „scharfen“ blauen Farbe, obwohl etwas
leistungsfähigere Geräte sogar preisgünstiger gewesen wären. Wie aber
verhält es sich in der Industrie, beim Kauf von Investitionsgütern?
Auch hier spielen Emotionen eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
Zwei erstaunliche Beispiele:
1. Ein Hersteller von Sensoren teilte mir mit, dass die Teile der
Produkte, die man neuerdings mit optisch sehr schönem Metallic-Lack
beschichtet aber sonst absolut funktionsgleich sind, von
Entwicklungsingenieuren bevorzugt eingesetzt werden, was zu einer
Absatzsteigerung von 30% führte (Diese Sensoren sind nach der Montage
gar nicht mehr sichtbar).
2. Ein Druckmaschinenhersteller beklagte, dass ihm ein Wettbewerber
Aufträge abjage mit einer Maschine die bei gleichem Preis weniger
leistungsfähig sei nur dadurch, dass dessen Maschine eine schönere
Verkleidung und ein ansprechenderes Bildschirmlayout hätte.
(Investitionssumme im Millionenbereich).
Das Gefühl muss JA sagen, damit eine Entscheidung zustande kommt. Der
Verstand und entsprechende
Argumentation
dienen dem Entscheider und
seiner Umwelt als Rechtfertigung.
Alle komplizierten Entscheidungen müssen emotional verträglich sein und
zu uns passen. Wird eine Entscheidung nur nach scheinbar logischen
Gesichtspunkten getroffen, z.B. mit einer Entscheidungsmatrix
systematisch, tabellarisch und stimmt diese Entscheidung dann nicht mit
der z.B. ökologischen, moralischen oder ethischen Einstellung des
Entscheiders überein, entsteht bei ihm ein starkes Unwohlsein, das sich
u.a. körperlich auswirken kann (kognitive Dissonanz). Nicht selten wird
diese Entscheidung wieder revidiert.
Natürlich sollten Sie beachten, dass bei vielen Kunden Zahlen, Daten und konkrete Fakten notwendig sind, damit sie sich wohl fühlen. Andere Gesprächspartner freuen sich, wenn alle Details bis in Kleinste geklärt sind und sie sich absolut sicher fühlen können. Für andere ist Zukunftssicherheit oder Ökologie ein Schwerpunkt.
Siehe hierzu auch NUTZEN
Kaufentscheidung = Entschluss zu etwas und Scheidung vom Geld
Entscheidungsverhalten zeigt, was Kaufentscheidungen beeinflusst, welche Entscheidung der / die Entscheider privat oder in Unternehmen treffen und welchen Entscheidungsprozess sie dabei durchlaufen.
Das Passende Seminar: Kunden überzeugen und Entscheidungen beeinflussen
Autor:
© Kh.Pflug (Verkaufstrainer, Berater, Coach, Fachbuchautor, Hochschuldozent)
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