Karlheinz Pflug Dipl. Wirtsch.-Ing. Verhandlungen im Verkauf, Vertrieb, Marketing, Projektmanagement
Lexikon-Inhalt ;: Technischer Vertrieb Coaching & Training +#
Heute möchte ich Sie an einen wesentlichen Gedanken erinnern, den man
sich im Optimalfall jede Woche einmal bewusst machen sollte.
Worüber haben Sie sich in den letzten Stunden (Tagen) geärgert? Was hat Sie
aufgeregt (genervt)? Und: Sind Sie eher ein Fluchttyp (ziehen Sie sich beleidigt
zurück und "fressen" Ihren Ärger in sich hinein) oder reagieren Sie kämpferisch
(dann "mussten" Sie leider meckern oder andere angreifen)?
Ärger über die Welt setzt eine Annahme voraus, nämlich, dass wir von dieser Welt
"da draußen" getrennt sind. Wir nehmen die Welt (inkl. aller Mitmenschen) dann
als "das Andere", das uns ge- oder missfallen kann, wahr. Diese Sicht der Dinge
ist uns genauso vertraut wie dem Vogel seine Umwelt. Haben Sie einmal einen
Wellensittich vor einem Spiegel beobachtet? Wie Thorwald Dethlefsen aufgezeigt
hat, begreift der Vogel nicht, dass er sich selbst sieht, deshalb sucht er den
Artgenossen, und dieses Spielchen amüsiert uns als Betrachter. Nun lautet eine
der wichtigsten Ideen der Esoterik: Die Welt ist unser Spiegel. Weil wir das
aber genauso wenig begreifen wie der Wellensittich, benehmen wir uns ähnlich wie
dieser. Als Fluchttyp ziehen wir uns zurück, als Kampftyp bekämpfen wir diese
Welt "da draußen". Wir kämpfen gegen Menschen, die ihre eigenen Belange höher
einschätzen als unsere. Wir kämpfen gegen unsere Vorgesetzten, die regelmäßig
auf unseren Fehlern herumhacken und viel zu selten loben. Wir kämpfen gegen
unsere Mitarbeiter, die weit mehr leisten könnten, wenn sie wirklich wollten ...
Wir kämpfen gegen die Gesellschaft. Schließlich glauben wir, ein Recht darauf zu
haben, sauer zu werden, wenn nicht alles nach unserem Kopf geht. In Wirklichkeit
(sagt die Esoterik) bekämpfen wir immer uns selbst.
Wenn Herr A. sich über einen Geizhals aufregt, dann bekämpft er in diesem seinen
eigenen Hang zur "übertriebenen Sparsamkeit" - sonst würde er das Verhalten des
Mitmenschen überhaupt nicht negativ bewerten! Würde ein großzügiger Mensch dem
Geizigen nicht gerne geben, was der ihm so (hinter-)listig "abzuringen"
versucht? Oder wenn jemand sich aufregt, dass niemand ihm zuhört, dann doch nur,
weil er laufend selber reden will. (Den großen Schweiger könnte das nicht
stören, im Gegenteil!) Wenn unser Vielredner andere Menschen nur halb so wichtig
einschätzen würde wie sich selbst, dann könnte er es ihnen nicht verübeln, wenn
sie sich genauso benehmen wie er. Oder wenn die Topmanager von Unternehmen
lamentieren, dass es kaum Führungskräfte gibt, die visionär führen können, dann
gilt: Jede Firma hat genau die Führungskräfte, die sie verdient. Wenn nämlich in
dieser Firma heute kaum herausragende Führungspersönlichkeiten zu finden sind,
dann deshalb, weil die Top-Manager solche Leute früher (als sie noch an ihren
eigenen Karrieren bastelten) nicht aufsteigen ließen.
Wenn wir es lernen könnten, die Welt nicht als Gegner zu sehen, sondern als
Spiegel, dann müssten wir Verantwortung übernehmen. Das gilt im politischen oder
beruflichen Alltag genauso wie im Privatleben jedes einzelnen Menschen. Aber wir
leben in einer Kinderkultur, die immer erwartet, dass andere etwas für uns tun
(erst die Eltern, später" Vater Staat").
So haben wir im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr Verantwortung für unser
Leben "delegiert". Wir hegen bestimmte Erwartungen (z.B. an das soziale Netz),
was zu Enttäuschungen führt (Ent-Täuschung = die Täuschung hört auf), und wir
fordern von der Mitwelt, dass sie sich gemäß unseren Vorstellungen zu verhalten
habe. Wenn sie es nicht tut, kämpfen wir!
Wenn aber Herr X. heute großartig für den Frieden kämpft (man beachte die
sprachliche Formulierung!), dann möchte er im Spiegel eine andere Wirklichkeit
erschaffen, als die, die in ihm lebt! Thorwald Dethlefsen bringt diesen Prozess
(in "Ödipus der Rätsellöser") auf den Punkt: Der Mensch braucht nur sich selbst
zu ändern, und ... die ganze Welt verändert sich mit ihm. Wenn ich im Spiegel
das unfreundliche Gesicht sehe, brauche ich nur zu lächeln und es wird
zurücklächeln, mit Sicherheit!
©‘98 von Vera F. Birkenbihl, www.birkenbihl-insider.de
Autor:
© Kh.Pflug (Verkaufstrainer, Berater, Coach, Fachbuchautor, Hochschuldozent)
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